Mittwoch
Wieder ein grauer Himmel und es ist fast kalt. Aber besser
als die Wahnsinnshitze der vergangenen Wochen. Dicken Regen hatten wir
ja auch noch nicht.
Der leise Regen unterstreicht die Tristesse der Dörfer
die allesamt in den engen Tälern liegen. Früher waren sie wohl
sehr arm. Interessant ist aber dieser total vermischte Baustil. Fachwerkhäuser,
alte Buden und immer wieder schmucke Villen. Kirchtürme stehen als
dicke quadratische Klötze mit langen Spitzdächern im Dorf.
Die Sträßlein sind so eng, dass unser Fahrer
Gerd zum Künstler wird. Busse und Lkw kommen kaum aneinander vorbei.
Natürlich darf bei uns auch nicht der Drachenfels
fehlen. Bei dem schlechten Wetter hatte ich aber keine Lust bis ganz nach
oben zu steigen. Halbe Höhe reicht auch.
Wir kommen nach Busenberg. Was für ein Name! Weit
und breit kein Busen. Es regnet in Strömen und oben auf einem hohen
Felsen thront die legendäre Burg Berwartstein. Unglaublich wie früher
gebaut wurde. Sie gilt als uneinnehmbar.
Gegenüber seinen Nachbarburgen wirkt der Berwartstein
auf den ersten Blick wie eine vollständig erhaltene Burganlage. Die
Gebäude sind jedoch zum Großteil eine nachträgliche Ergänzung
der ursprünglichen Felsenburg. Erhalten ist noch die Südwand
des Rittersaals aus gewachsenem Fels. Darin eingehauen ist ein Aufzugsschacht,
der den Rittern dazu diente, Speisen und Getränke aus der darüberliegenden
Küche heranzuschaffen.
Beeindruckend ist der Burgbrunnen, für den ein etwa
104 m tiefer Schacht in Handarbeit senkrecht durch den Fels bis auf die
Talsohle getrieben wurde. Dieser Schacht, der seinen Durchmesser von 2
m über die gesamte Tiefe beibehält, garantierte bei Belagerungen
die Wasserversorgung und damit die erfolgreiche Verteidigung der Burg.
Unser Rittermahl ist mächtig. Eine große Wurstplatte,
begleitet vom modrigen Geruch des Rittersaals.
Ein fescher Jungritter mit Hellebarde, Eisenhand und
nicht ganz passenden Dreadlooks. Auf seinen Turnschuhen, ebenfalls aus
dem Hier und Jetzt, führt er uns durch die verwinkelte Burg.
Blank poliert stehen Ritterrüstungen an den Mauern.
Schön gruselig war der Trip durch die völlige
Finsternis in einem Durchgang. So hauste dort also das Fußvolk. Vom
Dach aus aber gab es tolle Aussichten über die dichten Wälder.
Und – nun gab es endlich auch mal etwas Sonne.
Beim „Bürstenbinder“ wurden wir zum Abendessen mit
einer Hühnerbrust verwöhnt wie ich sie noch nie zuvor gegessen
hatte.
Den roten Dornfelder lieblich hätte ich daheim nicht
getrunken aber hier sind die Weine trockener als bei uns und so kam er
mir halbtrocken vor.
Gerti Plangger
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