12.09.2014 Freitag
Für diesen Tag hat Hartmut das vorgesehene Grödnerjoch
mit dem Sellajoch getauscht. Er will uns zum Abschluss eine Wanderung,
an der alle teilnehmen können, anbieten.
Na ja, was er, der Älpler, so darunter versteht.
560 Hm und 13 km im Hochgebirge für leicht betagte Schwarzwälderinnen.
Immer bergauf, bergab. Gell!
Raus aus dem Pustertal ins Adige und per Autobahn dann
ab ins Grödnertal. Wir lassen Wolkenstein tief unter uns im Tal. Ein
großes Hotel und kein Busparkplatz erwarten uns am Sellajoch.
Als Ouvertüre steigts gleich griffig über eine
Wiese hoch. Über den Friedrich-Augusta-Weg am Langkofel entlang soll
es zur Plattkofelhütte gehen. Aber – in diesem Skizirkus gibt’s regelrecht
Hütte an Hütte und so liegt ein kleines Grüppchen von uns
leicht Faulen am Chalet Margaritha in blauen Liegestühlen in der Sonne!!
Vor uns Marmolada und Sella und im Rücken den Langkofel.
Drachenfliegen schweben in der Luft. Eben quält sich ein Biker den
Berg hoch. Pässe gelten bei Bikern als besonderer Leckerbissen. Bei
Busfahrern, die sie nicht überholen können wohl weniger. In Scharen
ziehen Wanderer an uns bergauf. Wir sitzen wie im Kino.
Doch dann wird’s leider kalt. Urgemütlich ist's
im kleinen Chalet.
Doch vorher raffte ich mich noch auf und stieg hoch bis
zum Kamm. Wow! Aussicht ins Fassatal nach Campitello im Ladinischen.
Ein übergroßer Stier lauert vor dem Rifugio
Friedrich-Augusta, das wenig bergab liegt. Hier hätten wir auch gut
rasten können – aber der Kammaufstieg!
.
Nun sah ich den Weg am Berg entlang – die Aussicht hat
sich allerdings nicht verändert – es wäre bei der längeren
Tour nur noch ums Wandern gegangen und ich wollte ja meinen Drei Zinnen
Abschluss behalten.
So gings wieder zum Chalet und zu köstlichen Spinatspätzle
mit Käsesoße.
Beim Absteigen kamen wir an einer unglaublichen Gemsenherde
vorbei. Der Gamsbock war eine Pracht in Weiß mit unglaublichen Hörnern.
Er zierte sich und drehte sich erst mal weg als ich ihn fotografieren wollte.
Schließlich gab er nach und ich hatte sein Portrait.
Wie bei fast jeder Hütte gibt es auch hier Kindervergnügungen.
Oberhalb des Sellajochrestaurants hat das Rifugio Salei einen kleinen Teich
angelegt. Forellen schwimmen im Aquarium. Im Gärtchen oberhalb wird
auf 2222 m Höhe sorgsam Gemüse gezogen. Kleine Häschen mümmeln
in einem großen Gehege. Hier sieht man auch viel mehr Familien im
Gelände.
Es ist am Sellajoch schon imposant. Von allen Seiten ragen
die Giganten mir ihren berühmten Namen auf. Wer ist nun der Dolomitenkönig?
Die Drei Zinnen oder der Langkofel?
Es war kalt geworden aber wir hatten wieder Glück
– kein Regen, keine dicken Wolkenwände die die Aussicht zunichte machen.
Bei Abendessen kam Annettes Überraschung: ein schmucker
Tirolerbua kam mit seiner Quetsche und unterhielt uns mit flotter
Musik. Mei war der fesch! Und Witze konnte der reißen! Der
Saal bog sich vor lachen. Eine Riesengaudi bei der auch die Polonaise nicht
fehlte.
Dann verabschiedete Annette unseren Hartmut und – gell
– der hot si gfreit über den Erfolg bei uns. Jo mei, er hat die Wanderungen
immer flacher gemacht als sie waren aber einem alten Alpenkraxler fallen
Steigungen halt nit so auf, gell.
Er hatte es nicht so leicht mit uns – da gab es die Sportlichen
und die beschaulichen Naturgenießer, die man nur schwer unter einen
Hut bringen kann.
Aber Hartmut du hast uns mit deiner heißen Heimatliebe
ein Südtirol nicht nur als Berge, Wandern und Biken gezeigt – du hast
uns auch hinter den Vorhang gucken lassen und uns von der Abhängkeit
der Natur erzählt. Die Winzer, die Apfelbauern, der Tourismus – sie
baumeln am Faden des Wetters. Und dieses Jahr war besonders schlecht.
Annette spendierte noch einen Umtrunk und wir kamen spät
ins Bett.
Gerti Plangger
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