Die Fahrt zum Rathaus bewältigen wir mit der Liviv’er Straßenbahn
und diese gleicht wenn sie fährt einem Boot. Derart stark schaukelt
sie hin und her, dass der Boden noch unter unseren Füßen schwankt
als wir vor dem Rathaus stehen. Dort werden wir von Juliana empfangen.
Sie führt uns in einen Saal des Rathauses, in dem Ostap Protsyk auf
uns wartet. Er erklärt uns die Geschichte der Stadt die 1256 begann.
Es gibt viele Legenden um die Gründung Liviv, doch es scheint sicher,
dass die Stadt von einem von einem ukrainischen Fürsten gegründet
wurde. Heute hat Liviv 850000 Einwohner und ist dank seiner atemberaubenden
Architektur Weltkulturerbe der UNESCO. Die vielen verschiedenen Baustiele
die wir später als uns Juliana durch die Stadt führt und uns
Kirchen, berühmte Gebäude und eine antike Apotheke zeigt bestaunen,
stammen noch von den vielen verschiedenen Herrschaften die es in Liviv
gab. Dazu gehörten Polen, Russland, Österreich-Ungarn und viele
andere. Nach der Einführung durch Protsyk führt uns Juliana auf
den Rathausturm der weit über die Innenstadt ragt. Von dort aus sehen
wir die 5 markanten Türme die auch auf dem Lviv’er Logo zu sehen sind.
Während uns Juliana durch Liviv führt, überrascht uns noch
ein Fernsehteam. Deren Interesse ist geweckt und so wollen sie von Otto
und seiner Frau Luba wissen warum sie sich so für die deutsch ukrainische
Partnerschaft engagieren. Den Nachmittag können wir dank herrlichem
Wetter genießen. In einem Kellergewölbe essen wir zu Mittag,
ein Soldat am Eingang verteilt Likör. Alles erinnert an die Widerstandskämpfer.
Leider widersteht uns aber auch die Kellnerin und so müssen
wir geschlagene 40 Minuten warten bis wir unsere KGB Steaks bekommen. Zurück
am Tageslicht schlendern wir durch die Stadt, vorbei an den Kirchen und
zahlreichen Kaffees. Es zieht uns zur Oper und den Damespielern, die vor
der Oper unter den altehrwürdigen Bäumen auf den Bänken
sitzen umrahmt von Zuschauern. Genau diese Bilder sind es die einem im
Kopf bleiben, welche einem Liviv irgendwie näher bringen und einem
das Gefühl geben, in die Stadt und ihre Atmosphäre eintauche
zu könne. Auch in Erinnerung bleiben, wird uns der Wasserhahn der
plötzlich kein Wasser mehr spendet oder die Angst unter der Dusche
plötzlich ohne Wasser da zu stehen. Die Rohre die alt und leck sind
und so Einheimische zwingen Wasserreserven anzulegen. Es ist dieses Gefühl
in einem Land zu sein, welches mit großen Schritten vorangeht, aber
immer noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hat. Es ist das Gefühl,
welches uns so überwältigt für einen Moment Teil dieses
Prozess‘ zu sein, der die Ukraine eher früher als später zu einer
Nation macht, mit einem Standard der unserem gleicht.
Philipp Brender
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